www.Reiseberichte-und-Fotografie.de

Vietnam und Kambodscha

Von Saigon ins Mekong Delta

Auf geht´s zur Lebensader von ganz Südostasien: dem Mekong Delta. Der Mekong fließt durch Laos, Burma, Kambodscha und Vietnam. Und wir wollen heute Abend eine Nacht bei einer einheimischen Familie in deren Haus verbringen.

Zuvor steht uns aber wieder der Verkehr der Stadt im Weg. Wir kämpfen uns hupend durch die Massen an Mopeds und kommen so dem Rand der Stadt langsam aber sicher näher. Kurz außerhalb machen wir Halt bei der Thanh That Ben Cuc Pagode, die der Cao Dai Sekte gehört. Hier erschlägt einen die Fülle an Farben beinahe. Das allgegenwärtige Hakenkreuz springt uns gleich ins Auge, wobei dies in der hiesigen Kultur einfach ein Sonnensymbol darstellt. Die Pagode selbst ist größtenteils in Blau gehalten, die Verzierungen in Gelb, Grün und Rot. Diese vier Farben spiegeln sich auch in den Roben der Priester wieder.

Auf unserem Weg nach Cai Be, dem Ort, an dem wir unser Schiff betreten werden, hält unser Bus noch an einem Restaurant. Dort kann, wer will, sich noch stärken. Wir lassen das lieber sein und schauen uns die Anlage an. Ganz nett, aber halt eine Touristenfalle, an der anscheinend alle Busse halten müssen. Wir sind auch ganz froh, als wir wieder weiterfahren.

Nach kurzer Zeit erreichen wir dann auch endlich den Mekong. Eine braune Brühe wälzt sich da Richtung Meer und darauf herrscht reger Verkehr. Alle Arten von Schiffen kreuzen unseren Weg, vom kleinen Fischerboot bis hin zu großen Frachtern. Eines haben fast alle Boote gemeinsam: zwei große Augen am Bug des Schiffes. Diese Augen sollen dem Glauben nach die bösen Wassergeister fernhalten. Klappt anscheinend, denn uns ist nix passiert.

Links und rechts am Ufer reihen sich Häuser an Fabriken, das tägliche Leben ist vom Strom geprägt. Die Häuser stehen auf Stelzen und oft kann man einen Blick in das Innere der einfachen Behausungen werfen. Auch die Wege so manches Bedürfnisses können eindeutig nachvollzogen werden. Rechter Hand taucht eine Ziegelei auf und wir steuern zielbewusst darauf zu. Kurz zuvor kreuzt uns noch eine Fähre, die brechend voll mit Mopeds und deren Fahrern beladen ist.

Die Ziegelei brennt zum einen die normalen Ziegel, zum anderen aber auch Tongefäße und Zierfiguren für den Garten. Die Brennöfen werden mit Reisspelzen geschürt, so wird von dieser Pflanze so gut wie alles verarbeitet. Alles in allem eine nette Abwechslung, aber so richtig sehenswert war das nicht.

Interessanter ist da schon die jetzt angesteuerte Baumschule. Dort werden viele verschiedene Pflanzen und Bäume angebaut, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Hier kann man auch mal die Durians, Jackfruits und Sternfrüchte sehen, wenn sie noch am Baum hängen. Faszinierend ist auch die Bananenblüte, da wir mit ihr am Abend einen Salat zubereiten werden. Am Ende unseres Rundganges erwartet uns noch eine kleine Folkloreeinlage. Versüßt wird uns diese recht leidenschaftslos vorgetragene Vorführung durch Kostproben von Pomelos, Jackfruits und Longans.

Wir verabschieden uns und fahren auf den Mekong weiter Richtung unserer Insel. Auf schmalen Nebenkanälen des Flusses schlängeln wir uns durch dichte Vegetation und müssen kleineren Schiffen öfters Platz machen. Irgendwann geht es nicht mehr weiter. Wir steigen aus und legen den restlichen Weg zu unserem Mittagsaufenthalt zu Fuß zurück. Dank den Gezeiten fällt der Pegel des Flusses mittags so stark, dass die kleinen Kanäle fast austrocknen und man zu einem zwei- bis dreistündigen Stopp gezwungen ist.

Aber da sich der Magen eh durch häufiges Knurren meldet, kommt uns der Aufenthalt gerade recht. Wir marschieren an kleinen Bauernhöfen vorbei und kommen nach 15 Minuten an dem beschaulichen und gemütlichen Restaurant an. Zur Begrüßung erwartet uns schon eine große Flasche mit dem berühmt berüchtigten Schlangenschnaps. Das Gefäß fasst locker 10 Liter und auch die eingelegte Schlange ist nicht von schlechten Eltern. Knapp einen Meter wird die bestimmt haben. Aber bevor wir uns an diese Leckerei machen, essen wir erstmal leckere gebratene Nudeln mit diversen Fleischbeilagen.

Nach dem Essen werfen wir uns in die rundherum angebrachten Hängematten und wagen uns zögerlich an den Schnaps. Er schmeckt ganz gut und man kann nur ein paar Kräuter ausmachen, Schlange hat man nicht geschmeckt. Bevor es weitergeht, hängen wir hier erst noch ne knappe Stunde ab und lassen die Seele baumeln.

Ohne weitere Unterbrechung fahren wir zu unserer Insel, auf der wir bei einer einheimischen Familie übernachten. Auf unserem letzten Stück zu Fuß rennen uns mehrere Kinder ganz aufgeregt nach. Wir laufen an mehreren Familienbetrieben vorbei, welche die überall wachsenden Longans trocknen und von den Kernen befreien. Die anfallende Schale wird gleich wieder zum Schüren verwendet. Das Haus unserer Familie ist eines der ältesten in der Gegend und besteht schon seit gut 150 Jahren. Die Einrichtung ist größtenteils noch erhalten und strahlt ein schönes, antikes Flair aus. Unsere Übernachtungsgelegenheit ist da schon eher zweckdienlich.

Wir sind in einem großen Raum untergebracht, der an die 10 Betten enthält. Wobei Betten übertrieben ist. Es handelt sich um normale Tische, auf die eine Matratze und ein Leintuch gelegt worden sind. Die nötigen Moskitonetze sind über jedem der "Betten" angebracht, damit man die Nacht zumindest ohne Plagegeister verbringen kann. Es gibt auch eine Honeymoon Suite, die wir beide beziehen dürfen. Hier herrscht schon fast Luxus, da man eine Tür zum anderen Raum hat. Die Dusche gleich nebenan ist dagegen eher gewöhnungsbedürftig. Ein weiß gekachelter Raum mit WC, Waschbecken einem Duschkopf und einer großen Regentonne. Aber auf dem Areal sind noch weitere Duschmöglichkeiten, die etwas vertrauenerweckenden aussehen.

Am Abend haben wir unseren Kochkurs, der daraus besteht, Frühlingsrollen zu drehen, Kürbisblüten zu füllen und einen Salat aus der Bananenblüte zu kredenzen. Den Rest erledigt die Frau des Hauses. Und das ist eine ganze Menge. Zu Beginn gibt es eine leckere Gemüsesuppe, gefolgt von unseren mit Hackfleisch gefüllten Kürbisblüten und den Frühlingsröllchen. Im Anschluss folgt gegrillter Pangasius und frische Tigerprawns. Den Abschluss bildet ein Obstsalat, den aber eigentlich niemand mehr braucht, da man schon nach den Frühlingsröllchen restlos satt war. Den restlichen Abend verbringen wir zusammen mit unserem Reiseleiter Thang, der uns seine bisherigen Videoaufnahmen unserer Reise vorführt. Dabei probieren wir vietnamesischen Wein, der geschmacklich nicht überragend, dafür aber umso süffiger ist.

Kontakt unter stefan-franke@reiseberichte-und-fotografie.de