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Island - eisig heiße Schönheit

Pingeyri - Fjallafoss - Osafjördur - Latrabjarg (ca. 220 km)

Das Frühstück hier ist wie überall bisher sehr lecker und was man wieder nur für uns zwei auftischt ist nicht schlecht.

Der Weg zum äußerst beeindruckenden Wasserfall Fjallfoss am Fluss Dynjandi ist recht beschwerlich. Er führt sehr kurvenreich durch die Hochebene Hrafseyrarheidi. Es gibt wenige befestigte Straßen und die Serpentinen schlängeln sich an steilen Berghängen hinauf und hinunter. Teilweise sind hier wirklich nur 10 - 20 km/h möglich und wenn einmal ein LKW auf diesen schmalen Straßen entgegenkommt, dann muss man schon überlegen, wo man rechts ranfahren kann. Die Berghänge und die Hochebene sind wunderschön in herbstliche Farben getaucht und pinkfarbene Farbtupfer einzelner Sträucher erfreuen unsere Augen.

Schon von weitem sieht man den beeindruckenden und für mich nahezu schönsten Wasserfall Islands. Über knapp 100 Meter plätschert hier das Wasser an einem Berghang herab und verbreitert sich dabei von seiner Spitze von knapp 40 Metern auf über 100 Meter Breite.

Vorgelagert sind noch eine Reihe kleinerer Wasserfälle, deren Namen dem gemeinen Europäer mehrere Knoten in die Zunge machen. Zu diesen Wasserfällen gehören:

  • Bæjarfoss
  • Hrisvadsfoss
  • Strompgjufrarfoss und der Beste
  • Hæstahjallafoss


Jeder dieser Wasserfälle ist für sich gesehen sehr schön, wenn auch manchmal etwas klein. Durch die stetige Gischt, die hier aufsteigt ist das Land ringsum satt grün oder auch schon in intensive Herbstfarben getaucht. Alleine stehen wir hier und lassen die Naturgewalten auf uns wirken. Der Fjallafoss ist einer der weniger besuchten Wasserfälle in Island, da die Westfjorde bei vielen Reisen nicht besucht werden. Sie sind nur über eine Straße zugänglich und auch die Strecken hier sind etwas länger, da man keinerlei Abkürzungen oder Brücken zur Verfügung hat. Viele Reisende nehmen diesen eher beschwerlichen Weg nicht in Kauf und umrunden Island nur auf der Ringstraße 1.

Die weitere Fahrt beschert uns frei Fahrt und wir werden den gesamten Tag über nicht einmal 20 Autos begegnen. Geteerte Wegstücke wechseln sich immer wieder mit Geröll- und Sandpisten ab und so kommt man teilweise etwas langsamer voran. Dazu wird das Wetter schlechter und es fängt bald zu regnen an. Sofort hängt eine richtig depressive Stimmung über dem Land. Graue Bergrücken und Berghänge, Wolken die Tief in diesen Bergen hängen und das aufgewühlte, dunkle Wasser der Fjorde. Bei diesen Verhältnissen kann man die beiden Hauptprobleme Islands, den Alkoholkonsum und die immens hohe Selbstmordrate, durchaus nachvollziehen. Dazu noch die Abgeschiedenheit, teilweise sieht man über mehrere Kilometer kein einziges Haus und wenn, dann wirklich nur eines. Das wirft auch den stärksten Optimisten irgendwann aus der Bahn.

Wir fahren für einen kleinen Abstecher zum Ort Patreksfjördur um unser Auto zu betanken und dabei regnet es so stark, dass ich ohne Regenkombi gar nicht aus dem Auto kann.

Danach fahren wir das letzte Stück zur Steilküste Latrabjarg. Dabei kommen wir an einem gestrandeten Schiff in Osafjördur am Fjord Patreksfjördur (der Ort hieß genauso) vorbei. Eine Infotafel hier informiert, dass hier Islands ältestes Schiff liegt. Gebaut wurde es 1912 in Norwegen und ist hier 1981 gestrandet. Manche würden dieses Schiff schon längst verschrotten, hier lässt man es als Sehenswürdigkeit einfach am Strand liegen.

Über eine Schotterpiste mit vielen und auch teilweise recht tiefen Schlaglöchern winden wir uns kurvenreich der Westspitze Islands zu. Auf halber Strecke zu unserer Unterkunft auf der Halbinsel kommen wir am Museum Hnjotur vorbei. Der Isländer Egill Olafsson, der leider 1999 verstarb, hat hier alles zusammen getragen, was ihn irgendwie interessierte. Dazu gehören auch Stücke aus zwei Schiffsunglücken an der Steilküste Latrabjarg aus den Jahren 1947 und 1948.

Gut 5 Kilometer weiter liegt linker Hand unsere heutige Unterkunft, die wir diesmal nicht alleine, sondern zusammen mit 3 anderen Reisenden teilen werden. Vor der Unterkunft hält kurz ein Auto und eine indische Familie erkundigt sich bei mir nach dem Weg und nach einer Unterkunft. Diese hier sagt ihnen nicht zu uns so versuchen Sie ihr Glück wo anders. Sollen Sie, ich wüsste nicht wo man in dieser Gegend und kurz vor Saisonende am Abend auf die Schnelle noch etwas finden sollte.

Wir versuchen unser Zimmer zu beziehen, aber momentan ist niemand anzutreffen und so beschließen wir doch gleich noch die Steilküste selbst zu besuchen. Der Weg dorthin führt weiter über Schlaglöcher, und unser Auto tut uns manchmal schon etwas Leid. Die Straße windet sich an der Küste des Fjords entlang und nach kurzer Zeit stehen wir am Kap Bjargtangar. Die Steilfelsen erstrecken sich über eine Länge von knapp 14 Kilometern und fallen 450 Meter steil zum Meer ab. Latrabjarg ist einer der größten Vogelfelsen der Welt und zu Brutzeiten brüten hier bis zu 6 Millionen Tiere. Darunter wieder die Papageientaucher, Lummen und Tordalken. Uns weht ein sehr böiger Wind entgegen und die aufgewühlte See brandet lautstark gegen die Felsen. Mehrere Schilder warnen vor Abstürzen, die durch plötzliche Windwechsel oder überhängende und abbrechende Küstenstücke passieren können. Wir stehen verwaist an den Felsen und sehen nur vereinzelte Vögel hier. Man kann sich nicht vorstellen wie es hier zugehen muss, wenn alles voller Vögel ist. Das Geschrei muss ohrenbetäubend sein. Man kann die Tiere aber recht gut beobachten, denn Papageientaucher sollen recht zutrauliche Tiere sein, die relativ wenig Scheu vor Menschen haben.

Wir wandern ein wenig an der Steilküste entlang und der kalte Wind kühlt uns langsam aus. Immer wieder einsetzender Regen macht den Aufenthalt nicht angenehmer und so beschließen wir unser Glück nochmals an der Unterkunft zu versuchen. Also wieder die Schlaglochpiste zurück und siehe da, unser Hotelier ist jetzt da. Am Eingang begrüßt uns gleich sein "Wachhund" und lässt sich erst mal ausgiebig streicheln. Die Zimmer sind recht schön und wir machen es uns im Warmen gemütlich. Am Abend beehren wir den Speiseraum mit unserer Anwesenheit und lassen den Tag in Ruhe ausklingen.

Kontakt unter stefan-franke@reiseberichte-und-fotografie.de